Angebot
Sozialer Spaziergang
Begründet von Turid Rugaas und Sheila Harper
Als ich Turid Rugaas am Internationalen Hundesymposium 2002 zum ersten Mal erlebte, war ich einfach glücklich!
Sie liess Hunde sprechen, indem sie uns deren Sichtweise erklärte. Anhand unzähliger, von ihr selbst geknipster Fotos, machte sie die kleinsten Signale der Hunde für uns sichtbar. Es war, wie wenn jemand ein Licht anknipst und endlich meine Empathie für Hunde zu einer Fassung gebracht hätte.
In ihrem Vortrag ging es um freundliche und unfreundliche Sprachsignale der Hunde, um Respekt und Achtsamkeit, um Individualdistanz, um unsere Körpersprache, um Brustgeschirre, Leinenlängen und und und … vor allem ging es um den gewaltfreien Umgang und um das Verstehen der Zusammenhänge von «hausgemachter» Aggression der Hunde gegenüber Artgenossen und Menschen.
Es ging um Prävention.
Im Jahr 2003 nahm ich an der ersten Weiterbildung bei Turid Rugaas in der Schweiz teil. Dort lernte ich, wie spannend und lehrreich Soziale Spaziergänge sind und worauf man dabei achten muss.
Die Internationale Hundetrainerausbildung bei Turid Rugaas absolvierte ich 2006/2007.
2011 machte ich die Weiterbildung zum Thema «Sozialer Spaziergang» bei Sheila Harper, die mit Turid Rugaas zusammenarbeitete.
2019 besuchte ich ein Update zum Thema bei NF Footstep, Nicole Fröhlich.
Hier ist eine gemischte Gruppe unterschiedlicher Hunderassen an lockerer Leine unterwegs. Die Hunde sind jüngeren Alters, aber unterschiedlicher Grösse. So finden wir von einer Dogge bis zum Tibet Spaniel in Aussehen und Erscheinung eine gute Vielfalt, damit die Hunde untereinander ihre Sprache üben können.
Die Colliedame Mella und die kleine Tibet Spaniel Hündin Reika probieren aus, wie ihre Signale wirken. Dazu zeigt Reika eine Vorderkörpertiefstellung, worauf sich Mella beschwichtigend hinsetzt. Darauf hin steht Reika auf, macht einen kleinen Schritt auf Mella zu, worauf sich diese beschwichtigend hinlegt und den Blick etwas abwendet.
Dann probiert Mella die Vorderkörpertiefstellung aus, worauf sich Reika hinsetzt und den Körper dazu quer positioniert.
Sozialer Spaziergang – Lernen, beobachten, unterstützen, lächeln
Er ist ein Weg zur sozialen Kompetenz, um im Alltag friedvolle Strategien zu leben.
Wir sind entspannt unterwegs, mit lockerer Leine, nicht fixierend aber konzentriert beobachtend in angemessenem Abstand zum anderen Team.
Die Hunde üben sich in freundlicher, gegenseitiger Kommunikation, Menschen lernen die Körpersprache ihrer und anderer Hunde zu verstehen.
Beide lernen also ihre sozialen Fertigkeiten in unterschiedlichen Situationen anzuwenden, zu vertiefen und zu verbessern.
Wichtigste Instrumente …
… sind die richtige Wahl der räumlich geeigneten Distanz zum nächsten Hund und das angemessene Schritttempo sowie die richtige Leinenführung.
Hund und Mensch brauchen enorm viel Konzentration.
Es werden keine Übungen wie z.B. beim Lernspaziergang eingebaut.
Das ruhige, respektvolle Miteinander in Achtsamkeit ist die Übung selbst.
Dieser Kurs findet in kleinen Gruppen statt.
Meine Silken Windsprite Hündin Bonja schnüffelt in Achtsamkeit in der Nähe der sehr sprachsicheren Rumänin Jade. Bonja legt die Ohren beschwichtigend nach hinten, zeigt mit seitlich ausgerichtetem Körper an, dass sie freundlich ist und hält dazu auch ihre Rute locker schwingend. Jade verharrt an ihrem Grasbüschel, da sie wissen möchte, ob Bonja den Abstand hält. Danach löst sich Jade, geht leicht seitlich weiter und lässt Bonja folgen. Vorne beobachtet die Colliehündin mit Blick nach Jade und Bonja, wie die beiden sich austauschen.
Auf dem ersten Bild ist ein junger Rüde, der zuvorderst läuft, zu sehen. Er steht gegen die Laufrichtung und sieht sich an, wen er so hinter sich hat. Die drei Hündinnen versuchen, mit Körper abwenden und schnüffeln zu beschwichtigen.
Auf dem zweiten Bild ist die junge Dogge Kiwi sehr erfreut über den jungen Tibet Spaniel Merlin. Sie fordert zum Spiel auf, was natürlich nicht geht.
Das dritte Bild zeigt Kiwi, die sich beruhigt hat und ihren Körper weniger stark einsetzt, um Kontakt zu machen. Davor haben die beiden schwarzen Hündinnen guten Kontakt gefunden und sich angefreundet.
Das sieht man auf dem vierten Bild sehr schön. Hier ist es unsere Rumänin Jade, die, völlig untypisch für Ex-Strassenhunde, hier die Labradorhündin Pana zum Spiel auffordert. Da geht uns das Herz auf!
Kursinhalt:
Hundesprache lernen, Signale sehen, unterstützen, Bindung fördern, soziale Fertigkeiten entdecken, anwenden, verfeinern, vertiefen …
- Achtsamkeit und Respekt
- Ausdrucksverhalten und Körpersprache verstehen
- Emotionen erkennen
- Bedürfnisse des Hundes kennen und verstehen
- Schutz geben
- Angst und Aggression erkennen
- Selbstvertrauen aufbauen
- Leinenhandling
- Management anpassen lernen
- Überforderung erkennen
- Deeskalierendes Verhalten erlernen oder wieder erlernen ist das Ziel
Wir sind bei Regenwetter unterwegs. Bullmastiff Jungrüde Cali hat gerade entdeckt, dass es Mädels gibt. Er steht sehr frontal zu Bonja, die den Kopf abwendet und die Ohren nach hinten legt. Cali sieht dann in die andere Richtung. Er steht immer noch frontal, kann sich dann aber lösen und wendet sich nach vorne.
Dort sieht er Colliehündin Mella, die ihren Körper quer stellt. In etwas geduckter Haltung läuft Mella von Cali in kleinem Bogen weg. Der junge Rüde setzt sich beschwichtigend mitten ins Nass. Mella quittiert sein Signal mit Beschwichtigung ihrerseits, indem sie mit rundem Körper, tiefer Rute und nach hinten gelegten Ohren langsam weiter geht.
Wir haben die Reihenfolge in der Gruppe verändert und so trifft Mella auf Jade. Diese hält ihren Kopf beschwichtigend zur Seite, wedelt mit etwas erhöhter Rute, worauf Mella ihre Ohren noch mehr nach hinten legt und ebenfalls freundlich langsam wedelt.
Jade möchte genauer wissen, was Mella an Informationen abgibt. Sie stupst den Fang von Mella. Dabei hat Jade ihre Ohren auf Interesse gestellt, während Mella beschwichtigend die Ohren nach hinten legt.
Vorne beobachtet Cali die beiden Hündinnen genau, während Mella sich respektvoll fast unbeweglich von Jade weiter untersuchen lässt.
Silken Windsprite Hündin Bonja beruhigt den etwas aufgedrehten jungen Lagotto Pippin. Dafür legt sie die Ohren nach hinten, wendet den Blick ab und steht abwartend ruhig.
Das hat gewirkt und Pippin wendet sich nach vorne, wo Cali ihn durch sein frontales Stehen ausbremst. Pippin setzt sich und Cali kann sich lösen und weiter gehen.