Jamee
Als ich Notfallhündin Jamee (2001–2017) im Alter von 6 Monaten vor der Euthanasie bewahrte, trat mit ihr eine echte Herausforderung in mein Leben. Diese süsse Hündin war ein einziges Problempaket. Von Aggression gegenüber Artgenossen bis Gefährlichkeit gegenüber Menschen war so ziemlich alles dabei. Clickertraining, Schönfüttern, Ignorieren, sofortiges Strafen für unangemessenes Verhalten, Gehorsamstraining, TTouch, Obedience, Agility und anderes mehr habe ich durchprobiert. Jamee brachte mich und andere «Fachleute» an unsere Grenzen. Aber ich wollte mehr wissen, ich wollte wissen, ob es nicht noch einen anderen Weg gibt.
Als ich im November 2002 das Internationale Hundesymposium besuchte und unter anderen wie Erik Ziemen, Anders Hallgren, Martin Pietralla uvm. auch Turid Rugaas kennen lernte, erschloss sich mir eine neue Welt. So nahm ich mit Jamee im März 2003 am ersten Workshop mit Turid Rugaas in der Schweiz teil, organisiert von Nicole Fröhlich, NF Footstep. Jamee war es, die mich auf den gewaltfreien, sinnvollen und erfolgreichen Weg im Umgang und Zusammenleben mit Hunden führte. Dafür bin ich ihr ewig dankbar. Ich hätte ohne sie wohl kaum so viel lernen dürfen. Danke, meine Süsse.
Fee
Mit Fee (2007–2019) zog eine Hündin aus einem «Rückkreuzprojekt» bei mir ein. Sie gab meiner Hundeschule den Namen. Mit Fee konnte ich enorm viel über die pubertäre Phase beim Hund, über die hormonellen Schwankungen der Hündin sowie über die Farbe Bluemerle lernen. Erst später fand ich heraus, dass Fee extrem kurzsichtig war. Ihre Erziehung gestaltete sich sehr zäh, denn sie entschied gerne selbst, wie sie auf gewisse Dinge reagieren sollte. Dies lag daran, dass ich mir von Anfang an nicht bewusst war, dass diese Hündin so schlecht sieht. Viele Fehler wären im Miteinander vermieden worden und Fee hätte mir mehr vertraut. Fee lehrte mich, dass der gute Wille, Hunde zu züchten, mit der Genetik in Konflikt stehen kann und dass der Mensch dafür verantwortlich ist, wie gesund die Hunde sein werden, die er auf die Welt lässt.
Danke, meine wundervolle Fee.
Quanda
Quanda (2009–2019) stammte aus dem gleichen Projekt und war die Nichte von Fee. Quanda wusste bereits im Alter von 3 Wochen bei der Wurfkontrolle, dass sie zu mir wollte. Diese feinfühlige, verschmuste Hündin brachte mir bei, dass ich mich absolut nicht als Hundezüchterin eignen würde. Eigentlich sollte Quanda mit einem bereits ausgesuchten Rüden verpaart werden, damit das Projekt weiter geführt werden konnte. Die Welpen sollten natürlich bei mir auf die Welt kommen, es bestand also kein Zuchtrecht. Ich hatte Quanda auch über alles aufgeklärt, d.h. was passiert, dass dann die Welpen mal nicht mehr bei uns leben etc.. Minutiös führte ich Buch über Quandas Hormonstatus. Als der Zeitpunkt ideal war, der Rüde, den Quanda kannte und gerne mochte, aus Deutschland angereist kam, blieb die Läufigkeit aus. Kaum war der Rüde wieder zu Hause (nach ein bis zwei Wochen), wurde mein Mädel läufig. Und dies wiederholte sie nochmals.
Somit hat Quanda für uns, aber vor allem für sich selber entschieden, was mit ihrem Körper geschieht und was nicht. Was für eine wundervolle Hündin!
Diese Erfahrung hat mich enorm beeindruckt und mir gezeigt, dass Hunde wirklich sehr gut verstehen, was man ihnen erzählt. Sie war der ganz besondere Schlüssel für mein heutiges Verstehen der Hunde. Danke, mein Goldmädel.
Lilly
Ein Camion vollgestopft mit 4 bis 6 Wochen alten Kleinhund-Mix-Welpen aus Italien wurde an der CH-Grenze beschlagnahmt. Bestimmungsort wäre die Schweiz gewesen! Die Welpen und so auch Lilly (2011-2023) wurden auf verschiedene Tierheime verteilt. Lilly war damals ca. 6 Wochen alt. Ein halbes Jahr blieb sie mit anderen Welpen im Tierheimzwinger. Dann konnten alle anderen Welpen platziert werden, nur für Lilly interessierte sich niemand. So bot ich an, mich als Pflegestelle um Lilly zu kümmern, bis ein neuer Lebensplatz gefunden wäre…
Am nächsten Tag hatte ich bereits einen Termin in der Klinik, da bei Lilly alle Milcheckzähne gezogen werden mussten. Leider fand der Tierarzt keine Venen zum Stechen. So brauchte Lilly eine Maske für die Narkose und ich starke Nerven. Die Operation verlief super. Als ich dann die kleine Maus, gerade mal knapp 2 Kilogramm schwer, wieder abholte, war sie putzmunter und strahlte mich mit ihren dunklen Kulleraugen an. Tja, es war um mich geschehen, Lilly sollte bei mir bleiben.
Mit Lilly habe ich gelernt, wie wichtig die eigene Stimmung für den Zwerg ist. Die Kleine war von Anfang an überall mit dabei. Ich hatte sie in einer Bauchtasche, damit sie alles sieht, meine Atmung und den Herzschlag spürt und auch, damit ich sie vor Gefahren schützen konnte. Wenn es gefahrlos möglich war, liess ich sie mit freundlichen Hunden Kontakt aufnehmen. Sie war bei vielen meiner Kurse mit dabei und sie hilft auch mit, Welpen grosser Rassen Respekt vor kleinen Hunden beizubringen.
Lilly leidet unter Krampfanfällen, die meistens dann ausgelöst werden, wenn sie gestresst ist. Dahinter können positive oder negative Gefühle stehen, somit sind die Anfälle unvorhersehbar.
Lilly ist eine super Mantrailerin, apportiert sehr gerne und auch grössere Dinge und sie ist eine ganz fröhliche Hündin, die den grossen Mädels in nichts nachsteht.
Bonja
Mit Bonja (2019) zog das Glück wieder bei uns ein. Sie ist ein bunter Strauss voller Blüten und in jeder kann ich die Farbe aller meiner bisherigen Hunde schillern sehen. Bonja ist eine Silken Windsprite Hündin, also eine Kreuzung aus Sheltie und Whippet, seit Oktober 2020 SKG anerkannt. Zum Glück finde ich den Charme des Hütehundes täglich in ihr wieder und durch die Gegend saust meine Kleine wie ein Windhund. Aber eben, es ist keiner. Bonja zaubert mir täglich ein Lächeln ins Gesicht, denn ihr Strahlen und ihre Schlafstellungen sind einmalig.
Sie ist so ganz mein Hund, wir gehören einfach zusammen und ich bin sehr dankbar.
Noch nie wurde weltweit so intensiv über Hunde geforscht, wie in den letzten Jahren. Zum Glück!
Ich orientiere mich an den neuesten, verlässlichen Erkenntnissen aus Forschung, Verhaltensbiologie, Genetik und Rassekunde sowie an meinem eigenen Bauchgefühl.
Aufschlussreich ist für mich persönlich jeweils der Gesichtsausdruck eines mir neu vorgestellten Hundes. Wie ich mich selbst bei der ersten Begegnung einbringe, entscheidet in Sekundenbruchteilen darüber, ob sich ein Hund auf mich einlassen kann oder nicht. Für den ersten Eindruck gibt es leider keinen zweiten Augen-Blick.
Fotos: Bea Müller